Demenzerkrankung

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Ich beginne nun die Reise, die mich zum Sonnenuntergang meines Lebens führt. (Ronald Reagan)

Es gibt 3 Stadien der Demenz

Im 1. Stadium ist meist das Kurzzeitgedächtnis geschädigt. Neue Gedächtnisinhalte können nicht mehr behalten werden. Die Patienten verrichten bereits Erledigtes noch einmal, vergessen Namen, wiederholen sich und fragen immer wieder die gleichen Dinge. Es fällt ihnen schwer, die richtigen Worte zu finden und gesprochene Sätze werden kürzer und weniger komplex. Im Gespräch verlieren diese Menschen oft den Faden und können wegen Konzentrationsschwierigkeiten und herabgesetzter Aufmerksamkeit dem Verlauf nicht gut folgen. Orientierungsschwierigkeiten treten auf. Datum und Uhrzeit können nicht mehr genannt werden. Komplizierte Zusammenhänge bereiten zunehmend Schwierigkeiten. Manchmal ziehen Betroffene falsche Schlüsse aus Situationen und reagieren dann unangemessen. Im Verhalten werden Betroffene passiver und teilnahmsloser. Ihren Zustand bemerken die Patienten sehr wohl und reagieren oft mit Beschämung, Angst und Niedergeschlagenheit, aber auch mit Wut und Aggression.

Wie kann man hier unterstützend wirken?

Hilfssysteme schaffen z.B. Türschilder, Alltagskompetenztraining anbieten, Selbsthilfegruppen zum Erfahrungsaustausch aufsuchen, die Kranken beschäftigen und je nach individuellen Ressourcen mitarbeiten lassen, Erfolgserlebnisse ermöglichen, die Kranken in ihrem „So-Sein“ bestätigen.

Im 2. Stadium benötigen  Betroffene verstärkt Unterstützung durch andere Personen. Die Gedächtnisschwierigkeiten nehmen zu. Hier werden die Namen auch gut bekannter Personen und Angehöriger vergessen, die Verbindung zwischen Gesichtern und Namen kann sich gänzlich auflösen. Einfache tägliche Verrichtungen wie Körperpflege, Anziehen und Nahrungsaufnahme bereiten immer größere Mühe und können schließlich nur noch mit fremder Hilfe ausgeführt werden. Örtliche und zeitliche Orientierung schwinden weiter. So finden sich die Betroffenen in der eigenen Wohnung kaum noch zurecht. Außerhalb der Wohnung verlaufen sie sich. Im zeitlichen Empfinden vermischen sich Vergangenheit und Gegenwart. Auch der Tag-Nacht-Rhythmus kann völlig verloren gehen. Sinneseindrücke werden zunehmend falsch interpretiert. Es treten Halluzinationen auf, schwindender Geschmackssinn führt zu Appetitverlust. Auch Berührungen können als besonders schmerzhaft oder unangenehm empfunden werden. Anfängliche Teilnahmslosigkeit schlägt zu--nehmend in Unruhe und Rastlosigkeit um, die Apathie kann sich jedoch auch noch steigern. 

Häufige Stimmungswechsel mit massiver Aggression oder starker Zurückgezogenheit erschweren den Umgang mit den Betroffenen sehr.

Hier kann das Pflegepersonal einwirken in dem es durch Beruhigung, langsames Sprechen in kurzen Sätzen, ausgleichen der Defizite und anbieten von Erinnerungshilfen, Validation- Sicherheit gibt.

Das 3. Stadium macht Betroffene völlig auf fremde Hilfe und Pflege angewiesen. Der Wortschatz ist stark eingeschränkt, eine Kontaktaufnahme ist nur noch schwer möglich. Trotzdem reagieren die Erkrankten oft positiv auf Stimmen und Berührungen. Zu den psychischen Symptomen kommen auch Ausfälle der Körperkontrolle. Gehen und Stehen werden unmöglich. Die Kontrolle über Blase und Darm geht ebenso verloren wie die Fähigkeit zu schlucken. Der fortschreitende körperliche Verfall macht diese Menschen bettlägerig.

Hier werden dann unter anderem Augen- und Berührungskontakt, Validation, Basale Stimulation (Konzept zur Förderung, Pflege und Begleitung wahrnehmungsbeeinträchtigter Menschen) wichtige Elemente der Pflege. Viel mit dem Bewohner sprechen – eine ruhige und vertraute Stimme vermittelt bis zuletzt das Gefühl der Geborgenheit.

Aus der Beschreibung der Stadien und den unterstützenden Maßnahmen wird klar ersichtlich, dass an Demenz erkrankte Menschen ein ganz anderes Verhalten an den Tag legen, als Menschen die „geistig gesund“ sind. Sind beide Gruppen miteinander untergebracht – mit gemeinsamen öffentlichen Bereichen (Essplatz, Gänge, Betreuung usw.) stoßen oft  „zwei Welten“ aufeinander.

Menschen mit dementiellen Erscheinungsbild benötigen im 2. Stadium viel Bewegungsfreiheit. Merken sie, dass eine Türe versperrt ist und erkennen hinter dieser z.B. ein Stiegenhaus, können sie sehr aggressiv werden. Sie reißen an dieser und allen anderen Türen, die sich finden lassen. Sie lassen in dieser Stimmungslage keine Menschen an sich heran. Nähert man sich ihnen dennoch, können sie handgreiflich werden.

Bewohner, die geistig gesund sind, erleben solche „Aktionen“ als Bedrohung. Verständnis für Demente ist auf Dauer nicht vorhanden. Es entwickeln sich Aggressionen gegen Demente und häufig werden diese auch beschimpft und fortgejagt. Das Unverständnis ist dann auf beiden Seiten – suchen doch alle Ruhe, Geborgenheit und Erfüllung ihrer individuellen Bedürfnisse. 

Es ist nicht immer möglich, in Pflegeinrichtungen eigene Bereiche für demente BewohnerInnen zu schaffen. Hier ist dann das Pflegepersonal stark gefordert – sie sind diejenigen welche diese Konflikte möglichst objektiv zu schlichten bzw. zu unterbinden versuchen. 

In Pflegeeinrichtungen gibt es die Möglichkeit der Freiheitsbeschränkung – allerdings ist PERSÖNLICHE FREIHEIT das höchste Gut des Menschens und somit ein sehr sensibles Thema.

Wie und wann schränke ich eine Person in seiner persönlichen Freiheit ein? Wann steht mir eine persönliche Freiheitseinschränkung zu?

Hier haben die MitarbeiterInnen die Möglichkeit, sich mit Fachkräften, der Bewohnervertretung – dem VertretungsNetz – abzusprechen und zu diskutieren welche Möglichkeiten gibt es rechtlich, um abgesichert zu sein. Es gibt hier z.B. auch die Möglichkeit „Helferkonferenzen“ einzuberufen – hier wird interdisziplinär, mit den Angehörigen gesprochen, welche Freiheitsbeschränkung vorgenommen werden kann und darf. Ebenso wird von der Bewohner-Vertretung geschaut, ob diese Freiheitseinschränkung richterlich überprüft werden muss.

Dieses Thema kann uns alle einmal betreffen – sei es unsere Angehörigen, Freunde, Nachbarn, Mitbewohner. Darum ist es wichtig, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen und gerade diese Menschen, die es betrifft, versuchen zu verstehen bzw. „in ihren Schuhen“ zu gehen und sie zu begleiten.

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